Montag, 29. September 2008

Kartenupdate


Seit Wochen kurven ja nun schon die Google StreetView Autos durch unsere Stadt. Das finde ich im Grunde ja extrem aufregend, weil man sich dann schon mal vorab ein Bild davon machen kann wie es denn an einer bestimmten Adresse aussieht. Das ist im Urlaub toll ber das kann auch ganz praktisch sein, wenn man beispielsweise in einme Stadtteil verabredet ist, denn man noch so überhaupt gar nicht kennt. Aussehen tut das dann ungefähr so wie hier exemplarisch in New York am Washington Square.

Und da die Autos nun seit Wochen hier durch die Stradt gurken, hoffe ich mal, dass denen auch aufgefallen ist, dass sich die Stadt weiterentwickelt hat und Google an bestimmten Stellen auf ganz schön altes Kartenmaterial zurückgreift. Immerhin gibt es die Adresse "Zur Börse" mittlerweile schon auf www.stadtplandienst.de. Da sollte Google sich mal nicht lumpen lassen!!!


Stadtplandienste.de Screenshot aufgrund einer EV der Euro Cities AG entfernt.


Kabel und die lange Leitung

So ein Kabelanschluss ist schon eine feine Sache! Nicht nur, dass man sich dadurch Zugriff auf ein denkbar riesiges Fernsehangebot verschafft, nein seit geraumer Zeit werden Kabelanschlüsse mit einer sogenannten Rückkanalfähigkeit ausgestattet, was zu schier unbegreiflichen Bandbreiten in der Internetversorgung führt. Besonders spannend sind hier neben stattlicher Downloadbandbreite die enormen Uploadbandbreiten neben denen sich herkömmliche DSL-Uploads ausmachen wie - sagen wir mal - ein TATA Nano gegen einen Lamborghini. Zudem erpart man sich auch noch die Installation einer Satelitenschüssel, die in jeglicher Bauform eine Beleidigung für das Auge ist.

Nun ist wie so oft im Leben Kabelanschluss nicht gleich Kabelanschluss. Und in meinen Augen hat von den in Berlin agierenden Anbietern Kabel Deutschland in Sachen Preis/Leistung die Nase vorn. Insbesonder bei der Leistung wird hier mit 32 Mbit/s up und 2 Mbit/s down wirklich nicht gespart. Was liegt also näher als sofort schon mal den High-value-super-premium Anschluss zu bestellen ... und zwar mit allem was dazu gehört? Richtig: Zuerst heißt es mal den Verfügbarkeitscheck zu bestehen!

Blöd allerdings, wenn man noch nicht einmal die eigene Adresse genau kennt und blöd auch, wenn der Verfügbarkeitscheck auch keine Adressen in der Nachbarschaft (die definitiv schon existieren) kennt! Dann ist klar, hier stimmt was nicht und alles wird viel komlizierter als gedacht.

Mein erster Versuch, quasi zum warm werden, führte mich über das Kontaktformular auf der Kabel Deutschland Website. Sinngemäß fragte ich höflich an, wann denn in diesem Entwicklungsgebiet mit der Versorgung durch Kabel Deutschland zu rechnen sei.
Nachdem einige Wochen (erwartungsgemäß) nichts passierte, erhielt ich einen großen braunen Umschlag mit viel Werbematerial dem ich entnehmen konnte wie toll Kabel Deutschland sei (wusste ich schon) und verschiedenen Antragsformularen (brauchte ich noch nicht). Jedoch nicht mal mit dem Hauch einer Bezugnahme auf mein eigentlich recht deutlich formuliertes Problem.
Also auf zur nächsten Eskalationsstufe. Da gibt es eine schöne Online Chat Funktion auf der Website. Und so etwas finde ich ja immer gleich ganz toll und das ist ja auch viel direkter als ein Kontaktformular ergo muss ich sowas ja schon von berufswegen mal aussprobieren. Die Ernüchterung folgte allerdings stehenden Fußes. Die freundliche Dame informierte mich darüber, dass im Gebiet des Alten Schlachthofes keine Netzversorgung möglich wäre (wusste ich schon) und für die Ausbaupläne müsste ich schon die Hotline anrufen.
Na gut also beherzt zum Telefonhörer gegriffen. Die erste Dame erklärte mir, dass in diesem Gebiet zur Zeit keine Versorgung möglich wäre (wusste ich schon) und dass ich mit meinem Anliegen überhaut völlig flasch bei Ihr sei. Ich müsste in der Telefonanlage (sie meinte die IVR also die elektrionische Sprachnavigation, die nur erfunden wurde, um aus ganz normalen Kunden wütende und unbeherrschte Irre zu machen) erst die 2 und dann die 1 drücken. Verbinden könne sie mich nicht aber trotzdem wünsche sie mir noch einen tollen Tag. Na mal schauen ...
Nach der 1 und der 2 wurde mir erklärt, dass dort, wo ich hin will, keine Versorgung existiert (wusste ich schon) und dass ich bei dieser Dame ebenfalls völlig falsch wäre. Nur mit der 1 und der 1 käme ich einer Beantwortung meiner Frage näher. Verbinden könne sie mich allerdings auch nicht.
Naaaa gut, einmal noch: Erst die 1 dann die 1 und ... ich erfuhr, dass im Alten Schlachthof noch keine Versorgung möglich ist (äh ... wusste ich schon) und dann wurde ich von der forschen Dame gefragt, woher sie denn um alles in der Welt wissen solle, wann was wo angeschlossen würde?! Auf meinen Hinweise, das nicht ich mir das ausgedacht sondern Ihre Kollegen Ihr das eingebrockt hätten, bat sie mich doch mal einen Moment in der Leitung zu bleiben. Machte ich doch gerne, kostet ja auch nur günstige 14 Cent die Minute. Ich stellte mir gerade eine riesige Call Center interne Keilerei vor als mir nach wenigen Sekunden, viel zu kurz für fliegende Fäuste, beschieden wurde, dass mir wirklich niemand bei Kabel Deutschland weiterhelfen könne und ich doch bitte einmal bei der Stadt Berlin nachfragen solle. Auf meine Frage wo es denn da am erfolgversprechendsten wäre, da die Stadt Berlin ja recht groß sei und ob ich direkt an den regierenden Bürgermeister heran treten solle bekam ich die Antwort: Ja, das wäre wohl am besten! Für mich war das Telefonat dann beendet - man soll ja schließlich aufhören, wenn es am schönsten ist.

Also zündete ich meine letzte Eskalationsstufe. Die Vorstandsmail. In jedem halbwegs gut durchorganisierten Laden gibt es ein ganz mächtiges Instrument um möglichst schnell eine möglichst kompetente Antwort zu bekommen - die sogenannte Vorstandsmail oder je nach Rechtsform auf die Geschäftsführungsmail. Getreu dem Motto, wende Dich immer zuerst nach ganz oben ... Du wirst schon von alleine runter gereicht. Also machte ich das auch:

Sehr geehrter Herr Dr. Adrian von Hammerstein,

nach einer frustrierenden halben Stunde in den Untiefen Ihrer IVR-gesteuerten Call Center Landschaft hoffe ich nun, dass wenigstens Sie mir auf eine recht einfache Frage eine ebenso einfache Antwort geben können. Ihre Mitarbeiter waren dazu bislang nicht in der Lage, schlimmer noch, mir konnte noch nicht einmal ein kompetenter Ansprechpartner in Ihrem Unternehmen hierfür benannt werden.

Nun zu meiner Frage: Ich habe eine Immobilie im Entwicklungsgebiet "Alter Schlachthof" in Berlin Prenzlauer Berg erworben. Die Fertigstellung dieses Bauvorhabens ist für Juni 2009 vorgesehen. Bereits jetzt sind in diesem Gebiet zahlreiche Bauvorhaben fertig gestellt. Zur Zeit ist in diesem innerstädtischen Entwicklungsgebiet (mit geplanten 800 bis 1000 Wohneinheiten) laut Versorgungscheck auf Ihrer Homepage kein Kabelanschluss von Kabel Deutschland verfügbar. Ich wüsste jetzt gern, ob sich daran bis zum Sommer des kommenden Jahres etwas ändert. Haben Sie also vor, dieses Gebiet zu erschließen?

Sollten Sie selbst eine derartige Detailfrage nicht beantworten können, so bin ich doch sehr zuversichtlich, dass Sie, anders als Ihre Kolleginnen an der Hotline, einen auskunftsfähigen Mitarbeiter in Ihrer Organisation kennen, der sich der Beantwortung dieser Frage annehmen kann.

Bitte sehen Sie davon ab, mir, wie bei meiner letzten diesbezüglichen E-Mail Anfrage über Ihr Kontakformular, umfangreiche Antragsformulare zu schicken. Diese sind für mich zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nicht hilfreich!

Für Ihre Mühe bedanke ich mich schon vorab und verbleibe mit freundlichen Grüßen,

Jetzt muss ich nur noch die richtige Mailadresse herausfinden. gescheftsfuehrung(at) oder gf(at) funktionieren schon mal nicht. Jetzt werde ich mal mit adrian.hammerstein(at) versuchen und die Leiterin der Unternehmenskommunikation in cc setzen. das sollte wohl mal funktionieren. Bin sehr gespannt ...

Freitag, 26. September 2008

Warum eigentlich Alter Schlachthof?

Im Grunde geht das ganze Schlachthoftgedöns hier auf den guten alten Rudolf Virchow zurück. Der war ja nicht nur Arzt sondern auch Stadtverordneter. Und der hat schon ziemlich früh, nämlich um 1864 herum, festgestellt, das die Hygiene in den traditionellen "Wursthöfen" stark zu wünsche übrig ließ. Und da der Bedarf an Fleischwaren in dieser rasant wachsenden Stadt wohl deutlich zunehmen dürfte, war klar, dass hier mal akuter Handlungsbedarf bestünde. Denn mangelhafte Hygiene, unzureichende Kontrollen, dezentrale Produktion und wachsender Fleischbedarf ... das waren in dieser Kombination eher besorgniserregende Rahmenbedingungen, insbesondere wenn man sich, so wie der alte Virchow, die Volksgesundheit auf die Fahnen geschrieben hat.
Die Lösung lag dann eigentlich auch auf der Hand: Die Entwicklung eines zentralen Areals auf dem Viehmarkt und Schlachthaus miteinander kombiniert wurden. Bis dieser Plan jedoch realisiert wurde, vergingen nochmal schlappe 13 Jahre. Die gingen natürlich nicht allein für die Bauzeit drauf ... nein, der Berliner debattiert halt gern und immerhin war damit ja auch eine fundamentale Umwälzung in der - ich nenn' sie mal so - Wurstbranche verbunden. Immerhin gab es um 1875 etwa 800 Schlachthäuser in und um Berlin. Das alles zu zentralisieren war weder einfach noch ohne Geschrei der Lobbyisten möglich.


Nachdem das durch war, musste ja dann auch noch eine geeignete Immobilie gefunden werden. So ein Viehhof stinkt nun mal, also sollte das ganz nicht zu innerstädtisch sein aber eben auch nicht zu weit draußen. Und das vor dem Hintergrund eines ungekannten Wachstums bei dem man eh nicht wirklich wusste, in wie viel Jahren Stadtrand schon wieder Innenstadt sein würde. Schlußendlich fand man, nachdem man auch Flächen in Moabit und Rummelsburg geprüft hatte einen Flecken in der Landmarkt Lichtenberg, den man 1878 noch schnell in die Stadt Berlin einegmeindete. Man stelle sich das mal vor... damal gehörte das , was wir hier immer wieder als Acker bezeichnen noch nicht einmal zu Berlin! Jedenfalls gings dann aber richtig los ... nach den Hygieneideen von Rudolf Virchow und den Entwürfen von Hermann Blankenstein entstand der Central- Vieh und Schlachthof an der Landsberger Allee. Und weil der Berliner gern Klotz anstatt zu kleckern wurden hier nicht nur Tiere gehandelt und geschlachtet, nein hier wurde auch gleich die komplette Infrastruktur für die gesamte Verwertungskette geschaffen. Also entstand hier eine Kaldaunenwäsche, eine Darmschleimerei, eine Talgschmelze, sowie eine zur Lederfabrik gehörende Häute-Salzerei und -trocknerei, eine blutverarbeitende Albuminfabrik sowie ein separater Gleisanschluss um das Zeug dann auch noch unters Volk zu bringen.
Und wie immer ist das ganze hier bei Wikipedia noch viel detailreicher nach zu lesen.

Die Nachbarschaft nimmt langsam Gestalt an