Mittwoch, 15. Oktober 2008

Oha ... na endlich mal was Kontroverses

Ein wenig langweilig war es ja beinahe schon, überall zu lesen wie wunderbar phantastisch, angesagt und unglaublich lohnenswert der "neue" Townhousetrend doch ist. So kann man etwa hier oder hier oder hier nachlesen, dass Townhouses wirklich der allerletzte städtebauliche Schrei sind und im Grunde jeder so etwas haben muss.

Hier wird nun besonders in den Kommentaren auch einmal etwas kontroverser (wenn auch nicht immer ganz sachlich) über das Für und das Wider dieses Trends diskutiert.

Im Kern geht es ja wohl darum, ob das was da in den jeweiligen Baugebieten entsteht auch zu dem Drumherum passen mag. Zugespitzt also eine Variation des ewig jungen Schlagers Ober- gegen Unterschicht.

Woher kommt die Diskussion? Hierzu muss man sich zunächst einmal anschauen, wo in Berlin bereits welche Townhouseprojekte realisiert sind. Natürlich kommt einem dabei ganz schnell das Ursprungsprojekt der neueren Berliner Townhouseentwicklung - die Friedrichswerder Townhouses - in den Sinn. Hier wurde explizit für eine ausgesprochen wohlhabende Klientel gebaut, allerdings entwickelte man dieses Projekt in eine eher aseptische Umgebung hinein, die mit ihren Anwaltskanzleien und Lobbyistenbüros kaum im Widerspruch zu den künftigen Bewohnern stehen dürfte. Etwas anders sieht das dann schon bei Projekten wie etwa den Puccini-Höfen den Prenzlauer Gärten oder der Fehrbelliner Mitte (letzeres wurde übrigens finanzkrisenbedingt gestoppt) aus. Diese Projekte wurden in der Regel für Brachflächen in der Nähe oder inmitten von Szenekiezen geplant und überwiegend mit dem USP der zusätzliche Sicherheit wie Concierge Service, Videokameras und bewachte Zugänge vermarktet. Hier findet ein Form von selbstgewählter Abschottung statt, die mitunter auch als freiwillige Ghettoisierung verstanden werden kann. Frei nach dem Motto: "Ich will schon am bunten innerstädischen Leben teilhaben, aber irgendwann will ich mich dann doch in mein geschütztes Townhouse-Idyll zurück ziehen ... und ihr anderen bleibt gefälligst draußen!" Und das Ganzen dann entweder in gefestigte etablierte Kiezstrukturen hinein oder - was vermutlich noch viel dramatischer ist - in Kieze hinein, die sich ohnehin in einem dynamischen Wandlungs- und Umschichtungsprozess befinden (Stichwort: Gentrifizierung) wo diese Projekte dann den sprichwörtlichen Tropfen darstellen, der das Fass zum Überlaufen bringen kann.

Und bei o.g. Beispielen reden wir über Ecken der Stadt, die auch ohne diese Projekte als Bürgerliches Milleu mit stark wachendem Yuppie-Anteil bezeichnen kann. Das muss man wissen, wenn man nun betrachtet, welche Assoziationen eine so gigantische Ansammlung unterschiedlichster Townhouseprojekte weckt auf einem Gebiet doppelt so groß wie alle oben genannten Gebiete zusammen und in einem Umfeld dem die Mediaspreeversenken- Bewegung entstammt.
Natürlich werden hier ganz andere Lebenskonzepte Einzug halten als man diese beispielsweise im angrenzenden Samariterkiez mit den besetzten Häusern kennt. Und natürlich wird der Grad der Kompatibilität nicht irre groß sein. Selbst die Hunde werden sich deutlich unterscheiden. Aber gleich die große Klassenkampfarie zu trällern ist dann doch etwas übertrieben. Wie wäre es denn statt dessen mal mit dem Konzept der friedlichen Koexistenz oder dem Konzept der Neugier?!

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